Zollverein

Der Klangspaziergang macht die Kunst auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein hörbar. Sie werden den Geschichten der Skulpturen, den Stimmen der heute auf Zollverein Arbeitenden und der Natur des Standorts in einer einzigartigen Klangwelt auf einem individuell gestaltbaren Spaziergang begegnen. 
Der Audiowalk wurde vom Künstlerduo Nadelør für Zollverein als eigenständiges Hörstück entwickelt. 

Um den Klangspaziergang in vollem Umfang genießen zu können, nutzen Sie bitte Ihren Kopfhörer. Der Rundgang kann an einem Stück absolviert werden, es lassen sich aber auch einzelne Teilstrecken oder Skulpturen auswählen. Bitte achten Sie auf Ihre eigene Sicherheit, beispielweise beim Überqueren von Straßen.

Through this audiowalk at the UNESCO World Heritage Zollverein site, you will learn about the stories of the sculptures, hear the voices of those working at Zollverein today and encounter the flora of the site in a unique soundscape. The walk can be customised.

Hello, how nice to see you here! Let’s start our tour. 
We will begin right here, in front of the gate that allows the UNESCO World Heritage Zollverein site to present its impressive monumentality and where we find ourselves in a kind of interspace of history, as Harald Fritz once phrased it: 
“No trace of hard work, dust or noise. Two Gate Houses frame the gate in the Coal Mine’s wall and steer our gaze towards the Main Courtyard. This view has existed since 1932 and has been conserved until today: The coal mine wall, lime tree avenue, cobbled streets and lawns were planned by architects Fritz Schupp and Martin Kremmer in the style of New Objectivity. The cubist sculpture Zollverein presents itself on the green lawn. 
Machines are seen, workers are not – they remained invisible to the visitors. Coal trains rode concealed behind high walls. Up in the high pit head frame, the pulley wheels moved silently. They still turn today to take those miners down into the pit who are in charge of water management today.” 

And even today, most of the many workers at Zollverein remain almost invisible. That is why we will not only come across the works of several artists or the nature that surrounds us like a self-narrating story, but also some interesting characters whose experiences, ideas and both personal and passionate commitment make this location into such a vibrant space for encounters. Without their charm, neither the past nor future history of the World Heritage Site Zollverein could be told nearly as affectingly. 
So now let’s step behind the first wall and discover the first works together.

Hallo, schön dass wir uns hier treffen dann kann die Tour ja los gehen. 
Wir beginnen genau hier, kurz vor dem Tor wo sich das UNESCO-Welterbe Zollverein in beeindruckender Monumentalität präsentiert und wir uns in einer Art Zwischenraum der Geschichte befinden, wie es Harald Fritz einst formulierte: 
»Von schwerer Arbeit, Staub und Lärm keine Spur. Zwei Pförtnerhäuser rahmen das Tor in der Zechenmauer und lenken den Blick in den Ehrenhof. Es ist ein bis heute konservierter Blick, wie er schon 1932 existierte: Zechenmauer, Kopflindenallee, Pflasterstraßen und Rasenflächen wurden von den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer im Stil der Neuen Sachlichkeit konzipiert. Die kubistische Skulptur Zollverein präsentiert sich auf grünem Rasen. 
Eine Maschine ja, Arbeiter nein – sie waren für den Besucher unsichtbar. Kohlenzüge fuhren verborgen hinter hohen Mauern. Oben am Fördergerüst bewegten sich lautlos die Seilscheiben. Sie drehen sich auch heute noch, um die Bergmänner in die Grube zu bringen, die dort unten die Wasserhaltung betreiben.« 
Auch heute sind die meisten der zahlreichen Arbeiter und Arbeiterinnen auf Zollverein nahezu unsichtbar. Aus diesem Grund werden wir bei unserem Spaziergang über das ehemalige Werksgelände nicht nur den Werken einiger Künstler und Künstlerinnen, und der uns umgebenden Natur als einer sich selbst erzählenden Geschichte begegnen, sondern auch interessanten Persönlichkeiten, die diesen Ort heute zu einem sehr lebendigen Begegnungsraum machen – durch ihre Erfahrungen, Ideen ebenso wie ihren persönlichen und passionierten Einsatz. Und, ohne deren Charme sich sowohl die vergangene als auch zukünftige Geschichte des Welterbes Zollverein wohl nicht besser erzählen ließe.
Lassen Sie uns nun hinter die erste Mauer treten und die ersten Werke gemeinsam entdecken.

Ansgar Nierhoff, From a Block & Two-Piece Standing Sculpture (1988) / The Couple (2016)

On the Kunstwiese (art meadow) opposite Hall 6, three works by sculptor Ansgar Nierhoff enter into a dialogue with the architecture and the outdoor area of the UNESCO World Heritage Zollverein: A two-part standing sculpture, a block sculpture and the sculpture "The Couple", which was added in the spring of 2016.
The floor sculpture "From a Block", which is just under half a metre high, and the 3.4 metre high two-piece standing sculpture were created independently of each other.  By placing them together on the so called Kunstwiese the works, both made of steel, were given a new context. They correspond with the visual axes of the colliery that were a key design element for the industrial architects Fritz Schupp and Martin Kremmer.

The sculpture "The Couple" stands somewhat apart from the other works. The two four-metre-high, elongated steles are hand-forged, each from a different block. The contrast between the round and the angular steles points out an important element in Nierhoff's work: Through forging, he transforms uniform blocks into different shapes. The round shape is created by compressing the material during forging, without removing any of the material.

Together, the three works on the Kunstwiese bear witness to the force necessary for working steel. By showing cuts and hammer marks on their surface, they give an impression of the working process of sculpting.

Ansgar Nierhoff, Von einem Block (1988) & Zweiteilige Standskulptur/Das Paar (2016)

Auf der Kunstwiese gegenüber der Halle 6 stehen drei Werke des Bildhauers Ansgar Nierhoff im Dialog mit der Architektur und dem Außengelände des UNESCO-Welterbes Zollverein. Die Skulpturen entstanden unabhängig voneinander, der Block und die Standskulptur wurden jedoch vom Künstler als Ensemble arrangiert. Durch die gemeinsame Platzierung auf der Kunstwiese erhalten die beiden Arbeiten aus Stahl einen neuen Kontext: Sie korrespondieren mit den Sichtachsen der Zeche, die für die Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer ein zentrales Gestaltungselement waren.

Die Skulptur „Das Paar“, die 2016 hinzukam, steht etwas entfernt von den anderen Arbeiten. Die beiden vier Meter hohen, gestreckten Stelen sind jeweils aus einem Block freiformgeschmiedet. Der Kontrast zwischen der runden und der eckigen Stele deutet auf ein wichtiges Element in Nierhoffs Arbeit hin. Gleichförmige Blöcke wandelt er durch das Schmieden in unterschiedliche Formen. Die runde Form entsteht durch Verdichtung des Materials beim Schmieden, ohne dabei etwas vom Material zu entfernen.

Gemeinsam zeugen die drei Werke auf der Kunstwiese zudem von der Kraft, die für die Bearbeitung des Stahls notwendig ist, und machen durch Schnitte oder Hammerspuren auf der Oberfläche den Arbeitsprozess des Bildhauens nachvollziehbar.

Just like the majority of the works that we will see, the works that we have just encountered belong to the artistic movement of Concrete Art. But what is Concrete Art? It is an artistic direction that is immediate and oriented towards a sensual experience that can be made without any previous knowledge. All you need is a readiness to experience art in an unprejudiced encounter with the works themselves. 

Because it is an non-representational art that does not aim to depict the visible world. That is why the materials, shapes, methods of processing and frequently also the chosen location of their presentation are highly significant. 

Unlike the first impression may imply, Concrete Art is always a kind of art that addresses the great social issues of its time and tries to contribute to their transformation by way of a change of perspective, in order to actively change and shape the world towards the better. 

Works of Concrete Art were often initially developed on paper, shaped from complex thoughts and concepts that were then transferred into manufacturing processes and materials. This is not unlike the works of the later direction of Concept Art, which also involves the viewers – us – and which places great emphasis on associations and the context of its creation.

Die Werke, denen wir soeben begegnet sind und denen wir überwiegend begegnen werden sind Werke der Konkreten Kunst.  Doch was ist Konkrete Kunst? Sie ist eine unmittelbare, auf das sinnliche Erleben angelegte Kunstrichtung, die sich ohne jedes Vorwissen erfassen lassen kann. Das Einzige, was Sie dazu benötigen, ist die nötige Offenheit eine Erfahrung mit Kunst machen zu wollen in einer unvoreingenommenen Begegnung mit den Werken selbst. 
Denn bei den Werken handelt es sich um eine ungegenständliche Kunst die nicht die sichtbare Welt abbilden möchte. Aus diesem Grunde kommen den verwendeten Materialien, Formen, Verarbeitungsweisen und häufig auch dem gewählten Ort der Präsentation eine besondere Bedeutung zu. 
Anders, als man annehmen könnte, auf den ersten Blick, ist die Konkrete Kunst immer auch eine Kunst, die sich mit den großen gesellschaftlichen Fragen ihrer Zeit beschäftigt und sich deren Transformation, im Sinne einer Perspektivenverschiebung, annimmt, um die Welt aktiv zu einer besseren hin zu gestalten und zu verändern. 
Die Werke der Konkreten Kunst entstanden häufig zunächst auf Papier, aus komplexen Gedanken und Konzepten, die dann in Fertigungsverfahren und Materialien übertragen wurden, ähnlich den Werken der später entwickelten Konzeptkunst, die ebenfalls die Betrachterinnen und Betrachter – also uns – mit einbezieht, und bei der ein starker Fokus auf Assoziationen und dem Kontext der Entstehung eine wichtige Rolle spielt.

Alf Lechner, Constellation D4 (1994)
Weighing tons, yet inconspicuous, Alf Lechner's sculpture "Konstellation D4" rests on the lawn in front of the Mine, next to the famous Twin Pit-Head. The sculpture is part of a group of works titled "Konstellation D1-D8" and stands at an angle of 45 degrees to the rectangular ground plan of the colliery buildings. It interrupts the two axes along which the facilities are aligned and thus almost automatically guides the viewer’s eye towards the direction of the Pit-Head Frame. The 16-ton work focuses on the material steel and its physical properties. Despite the sculpture's bulky form and immovable appearance, the curved underside makes it appear as if it could seesaw. Lechner has found a fascinating way to play with the substantiality of his preferred material. Although the sculpture was not originally created for the Zollverein site, it refers to the Zollverein industrial monument and its past through its industrial manufacturing and the choice of steel as its material, which played an important role in the construction of the mine.

Alf Lechner, Konstellation D4 (1994)
Tonnenschwer und unscheinbar ruht Alf Lechners Skulptur „Konstellation D4“ auf der Wiese in unmittelbarer Nähe des berühmten Doppelbock-Fördergerüsts.Die Skulptur aus der Werkgruppe „Konstellation D1–D8“ steht in einem Winkel von 45 Grad zum rechteckigen Grundriss der Zechengebäude. Sie durchbricht die beiden Achsen, an denen die Anlagen ausgerichtet sind, und lenkt den Blick der Betrachtenden dadurch fast automatisch in Richtung des Doppelbock-Fördergerüsts.
Im Mittelpunkt der 16 Tonnen schweren Arbeit stehen das Material Stahl und seine physikalischen Eigenschaften. Trotz der wuchtigen Form und der unverrückbaren Erscheinung der Skulptur wirkt es durch die Rundung an der Unterseite so, als ob das Kunstwerk wippen könnte. So spielt Lechner auf faszinierende Weise mit der Materialität seines bevorzugten Werkstoffs. Obwohl die Skulptur ursprünglich nicht für den Standort Zollverein geschaffen wurde, referiert sie durch das Material Stahl, das bei der Konstruktion der Zeche eine wichtige Rolle spielte, und durch die industrielle Fertigung des Kunstwerks auf das Industriedenkmal Zollverein und seine Vergangenheit.

This particularly busy place is the central square of the pit complex. It was named after Werner Müller, the notable industrialist, politician and long-time chairman of the RAG Foundation, which is based at the UNESCO World Heritage Zollverein.

Dieser besonders belebte Ort ist Zentralplatz der Zechenanlage. Er wurde nach Werner Müller, dem bedeutenden Industriellen, Politiker und langjährigen Vorsitzenden der RAG-Stiftung mit Sitz auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein benannt.

Ulrich Rückriem, Castell and other Sculptures (1992/93)
The birch-covered spoil tip between the Zollverein Mine and Coking Plant is an almost fairy-tale-like place. Five stone sculptures by sculptor Ulrich Rückriem engage with the unique industrial architecture, branching paths and the past of the coal and steel industry.

The main work of the so-called Forest of Sculptures is "Castell", a split stone block about two metres high and 10 by 10 metres wide, which stands in a clearing. Four openings between the massive stone blocks give visitors access to the centre of the artwork. Once there, it opens up an unusual perspective: you will find yourself in an interior space which is at the same time an outdoor space, due to the unobstructed view of the horizon.

During the following tour of the spoil tip, visitors come across further sculptures by Rückriem: one near the stairs leading towards the upper part of the spoil tip, two sculptures entitled "Granit Bleu de Vire, split and cut" further along the way to the highest point, and a square granite block at the end of the trail.

Ulrich Rückriem, Castell und weitere Skulpturen (1992/93)
Die birkenbewachsene Halde zwischen der Zeche und der Kokerei ist ein fast märchenhafter Ort. Fünf Steinskulpturen des Bildhauers Ulrich Rückriem treffen dort auf einzigartige Industriearchitektur, verzweigte Wege und die Vergangenheit der Montanindustrie.
Das Hauptwerk des sogenannten Skulpturenwalds ist das „Castell“, ein etwa zwei Meter hoher und zehn mal zehn Meter breiter, gespaltener Steinquader, der auf einer Lichtung steht. Vier Öffnungen zwischen den massiven Steinblöcken gewähren den Besucherinnen und Besuchern Zutritt zur Mitte des Kunstwerks. Dort angekommen eröffnet sich eine außergewöhnliche Perspektive: Man findet sich in einem Innenraum wieder, der durch den freien Blick auf den Horizont gleichzeitig Außenraum ist. Beim anschließenden Rundgang über die Halde begegnen die Besucherinnen und Besucher weiteren Rückriem-Skulpturen: einer am Treppenaufgang zum oberen Bereich der Halde, zwei Skulpturen mit dem Titel „Granit Bleu de Vire, gespalten und geschnitten“ auf dem Weg zum höchsten Punkt der Halde und einem quadratischen Granitblock am Endpunkt des Wegs.

6.3.1 Ulrich Rückriem, Finnish Granite, light grey, split (1993)

6.3.1 Ulrich Rückriem, Finnischer Granit, hellgrau, gespalten (1993)

Ilja and Emilia Kabakov, The Palace of Projects (1998/2001)
Since 2001, the walk-in installation in the salt store of the Zollverein coking plant has displayed 61 fictional projects that aim to improve people's lives in unusual ways.
With "The Palace of Projects", the Russian-American artist couple Ilya and Emilia Kabakov created a "total installation": visitors move around in a collection of very different objects, showcases and sketches in a seven-metre-high pavilion that is shaped like a snail shell. They can look at individual models in several rooms, touch some of them and read the model descriptions, while time seems to stand still for a short moment.

The projects presented in "The Palace of Projects" play with utopian ideas in several ways: they are rich in imagination and remarkable concepts, regardless of how naïve or unrealisable they may seem at first glance. They turn the installation into a museum of dreams, inviting visitors on a journey into foreign worlds of thought and aiming to inspire their own creativity.

"The Palace of Projects" is on permanent loan from Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

Ilja und Emilia Kabakov, Palace of Projects (1998/2001)
Seit 2001 zeigt die begehbare Installation im Salzlager der Kokerei 61 fiktive Projekte, die auf ungewöhnliche Weise das Leben der Menschen verbessern wollen.

Das russisch-amerikanische Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov schuf mit dem „Palace of Projects“ eine „totale Installation“: Die Besucherinnen und Besucher bewegen sich durch einen schneckenhausförmigen, sieben Meter hohen Pavillon entlang ganz unterschiedlicher Gegenstände, Schaukästen und Skizzen. Sie können die einzelnen Modelle in mehreren Räumen betrachten, sie teilweise befühlen und die Modellbeschreibungen lesen, während die Zeit für einen kleinen Moment stillzustehen scheint.
Die im „Palace of Projects“ vorgestellten Projekte spielen auf vielfältige Weise mit den Gedanken der Utopie: Sie sind reich an Fantasie und bemerkenswerten Einfällen, unabhängig davon, wie naiv oder unrealisierbar die Ideen auf den ersten Blick sein mögen. Sie machen die Installation zu einem Museum der Träume, das zu einer Reise in fremde Gedankenwelten einlädt und zu eigener Kreativität inspirieren möchte.

[„The Palace of Projects“ ist eine Dauerleihgabe der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.]

Jonathan Speirs and Mark Major, Monochromatic Red and Blue (1999)
Since 1999, the Zollverein Coking Plant has been transformed into a work of art at dusk every night, when the "Monochromatic Red and Blue" light installation bathes parts of the disused facilities in red and blue light.

The 600-metre-long coke oven battery on the so-called "black side“ of the Coking Plant shines in red light in the dark. The colour is reminiscent of the great heat in the ovens where coke was made from coal at more than 1000 degrees Celsius when the Coking Plant was still in operation. The coking plant avenue separates this side from the "white side“, where chemical by-products from coking were processed. Lanterns line the street, bathing it in blue light that suggests the water used to quench the coke.

With their installation, the two British lighting designers Jonathan Speirs and Mark Major impressively stage the imposing architecture of the Zollverein Coking Plant. At the same time, they visualise the transformation of the site into a place for art, culture and leisure. The former pushing machine track was filled with water to serve as a reflective design element.

Jonathan Speirs und Mark Major, Monochromatic Red and Blue (1999)
Jede Nacht verwandelt sich die Kokerei seit 1999 in ein Kunstwerk, wenn mit Einbruch der Dämmerung die Lichtinstallation „Monochromatic Red and Blue“ Teile der stillgelegten Anlagen in rotes und blaues Licht taucht. Die 600 Meter lange Koksofenbatterie auf der sogenannten „schwarzen Seite“ der Kokerei erstrahlt bei Dunkelheit in rotem Licht. Die Farbe erinnert an die große Hitze in den Öfen, in denen zu Betriebszeiten bei mehr als 1000 Grad Celsius Kohle zu Koks gebacken wurde. Die Kokereiallee trennt diese Seite von der „weißen Seite“, auf der chemische Nebenprodukte verarbeitet wurden, die bei der Verkokung anfielen. Laternen säumen die Straße und tauchen sie in blaues Licht, das auf das Wasser verweist, mit dem der Koks abgelöscht wurde.
Mit ihrer Installation setzen die beiden britischen Lichtdesigner Jonathan Speirs und Mark Major die imposante Architektur der Kokerei eindrucksvoll in Szene. Gleichzeitig visualisieren sie den Wandel der Anlage hin zu einem Ort für Kunst, Kultur und Freizeit. Das mit Wasser gefüllte ehemalige Druckmaschinengleis dient ihnen dabei als reflektierendes Gestaltungselement.

Dirk Paschke and Daniel Milohnic, Works Swimming Pool (2001)
The place where once coal was refined into coke has been turned into a summer-time meeting place in the north of Essen. Composed of two overseas containers welded together, the works swimming pool invites you to relax and swim amidst the impressive facilities of the former coking plant. The Frankfurt artists Dirk Paschke and Daniel Milohnic built the “Werksschwimmbad” in 2001 as part of the arts project "Contemporary Art and Criticism". Since then, the pool has been emblematic of structural change in the Ruhr region.
With their "social sculpture", the two artists gave a completely new function to a place that until the 1990s was characterised exclusively by hard work in great noise and heat: today, residents and visitors spend their free time there, enjoying a welcome, cooling dip on hot summer days.

Dirk Paschke und Daniel Milohnic, Werksschwimmbad (2001)
Wo früher Kohle zu Koks veredelt wurde, ist heute ein Sommertreffpunkt im Essener Norden. Das aus zwei aneinandergeschweißten Überseecontainern bestehende Werksschwimmbad lädt zum Entspannen und Baden inmitten der beeindruckenden Anlagen ein. Die Frankfurter Künstler Dirk Paschke und Daniel Milohnic errichteten das Werksschwimmbad 2001 im Rahmen des Kunstprojekts „Zeitgenössische Kunst und Kritik”. Seitdem steht der Pool sinnbildhaft für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Mit ihrer „sozialen Skulptur“ verliehen die beiden Künstler einem Ort, der bis in die 1990er-Jahre hinein ausschließlich durch Arbeit inmitten von Lärm und Hitze geprägt war, eine völlig neue Funktion: Heute verbringen Anwohnerinnen und Anwohner sowie Besucherinnen und Besucher dort ihre Freizeit und freuen sich über eine willkommene Abkühlung an heißen Sommertagen.

The first of 12 educational stations of the Coking Plant’s Monument Path was opened in the autumn of 2020. Inside the black, cube-shaped building, complex procedural steps of what was once Europe's largest central coking plant are explained with the help of projections and animations. A model of over seven metres in length provides insight into the so-called "black side" of the Coking Plant.

Station Denkmalpfad
Herbst 2020 eröffnet. Im Inneren des schwarzen, kubusförmigen Einbaus werden komplexe Funktionsabläufe der einst größten Zentralkokerei Europas durch Projektionen und Animationen erklärt. Ein über sieben Meter langes Modell gibt Einblick in die sogenannte „schwarze Seite“ der Kokerei.

Angela Bulloch, Earth First (2001)
Angela Bulloch's work "Earth First" on the huge gate at the entrance to the mixing plant at the coking plant is more relevant than ever. In seven directives for action, the artist calls for a movement to save the planet and reminds us: "The earth is not dying, it is being murdered".

The work is part of the "Rules Series" (1993) and bears the name of a worldwide network of environmental groups, Earth First! With "Earth First", Bulloch outlines different ideas for future action, rather than prescribing rules. Systems of rules and their impact on human behaviour play a major role in the artist's work. She examines and collects instructions for action and regulations, which serve her as artistic material.

“Earth First” was installed at the Coking Plant as part of the "Work, Food, Fear"-exhibition in 2001. In 2022, “Earth First” was renovated and now not only gives the mixing plant new lustre, but also reaffirms Bulloch's visions for the future of the planet.

Angela Bulloch, Earth First (2001)
Aktueller denn je zeigt sich Angela Bullochs Werk „Earth First“ auf dem riesigen Tor am Eingang der Mischanlage. In sieben Handlungsanweisungen fordert die Künstlerin dazu auf, eine Bewegung zur Rettung des Planeten zu gründen und erinnert daran: „The earth is not dying, it is being murdered“.

Das Werk ist Teil der Reihe „Rules Series“ (1993) und trägt den Namen eines weltweiten Netzwerks von Umweltschutzgruppen: Earth First! Bulloch entwirft damit verschiedene Möglichkeiten zukünftiger Handlungsweisen, anstatt Regeln vorzuschreiben. Regelsysteme und ihre Auswirkungen auf menschliches Verhalten spielen eine große Rolle im Werk der Künstlerin. Sie untersucht und sammelt Handlungsanweisungen und Vorschriften, die ihr als künstlerisches Material dienen. 

„Earth First“ wurde im Rahmen der Ausstellung „Arbeit, Essen, Angst“ 2001 installiert. 2022 wurde „Earth First“ erneuert und verleiht jetzt nicht nur der Mischanlage neuen Glanz, sondern bekräftigt auch Bullochs Visionen für die Zukunft des Planeten.

In this park, machines used in mining that were long invisible above ground are surrounded by plants typical for the site. From pedestrian bridges, you can look at the almost creaturely giants and information boards display more details about what they were used for. A sound concert brings the machines back to life.

The park was designed in 2018 by südstudio Stuttgart, as part of a cooperation between Ruhr Museum and Bergbau Museum Bochum.

Maschinenpark (2018)
Im Bergbau eingesetzte Maschinen, die über Tage lange unsichtbar waren, stehen hier umgeben von für das Gelände typischen Pflanzen. Auf Stegen kann man die fast schon wesenhaften Giganten betrachten und auf Infotafeln erfährt man, wozu sie eingesetzt wurden. Ein Klangkonzert erweckt die Maschinen zu neuem Leben.

[Der Park wurde 2018 in einem Kooperationsprojekt der Stiftung Ruhr Museum und des Bergbau Museums Bochum vom südstudio Stuttgart gestaltet.]

Thomas Rother is an author, sculptor, object maker and spatial artist. In the early 1980s, he founded the “Kunstschacht auf Zollverein” or Art Shaft Zollverein where he has also been living since 1990. 
Rother's workshop is a Gesamtkunstwerk, a microcosm within a macrocosm. The artist works with materials including industrial substances, such as dust, ash and coal, and uses tools and other mining objects as printing blocks for impressions on paper and canvas. Furthermore, he designs sound sculptures, which were recently presented at Philharmonie Essen. His sculptures can also be interpreted as memories of a vanished industrial world and "some small reconciliation with that era of overexploitation of man and nature".

Thomas Rother ist Autor, Bildhauer, Objektemacher und Raumkünstler. Anfang der 1980er-Jahre gründete er in der ehemaligen zentralen Maschinenhalle den Kunstschacht auf Zollverein, in dem er seit 1990 auch lebt. 
Rothers Werkstatt ist ein Gesamtkunstwerk, ein Mikro- im Makrokosmos. Der Künstler arbeitet unter anderem mit Materialien der Industrie wie Staub, Asche und Kohle, und nutzt Werkzeuge sowie andere Bergbau-Gegenstände als Druckstöcke für Abnahmen auf Papier und Leinwand. Außerdem entwirft er Klangskulpturen, die zuletzt in der Philharmonie Essen zu hören waren. Seine Skulpturen sind immer auch lesbar als Erinnerungen an eine untergegangene Industriewelt und „ein Stück Versöhnung mit jener Zeit des Raubbaus an Mensch und Natur“.

Axel Hummert, Canary, Design Competition "Designallee Zollverein" (2009)
In 2009, Axel Hummert and his colleague Silke Tinnefeld won a design competition organised by the city of Essen and the Zollverein Foundation, which focused on turning the 300 metre footpath from the railway station to the UNESCO World Heritage Zollverein into a design avenue. 

The designers created birds, that were two metres high, 3.6 metres long and weighed 100 kilogrammes. They were handcrafted from plastic by Ulrich Wiedemann in Lindau, Lake Constance. 
In earlier times, canaries were used in mining as an early warning system because they are very sensitive to gases like carbon monoxide. In memory of this vital collaboration between animals and humans, eight oversized, bright yellow canaries can be discovered on the northern part of the Zollverein site.

The canaries were installed as signposts at Zollverein in March 2010, when Essen and the Ruhr region were European Capital of Culture. Since then, visitors have used them to find their way from the railway station Zollverein-Nord to the colliery grounds.

Axel Hummert, Kanarienvogel, Designwettbewerb „Designallee Zollverein“ (2009)
Axel Hummert und seine Mitarbeiterin Silke Tinnefeld gewannen 2009 einen von der Stadt Essen und der Stiftung Zollverein ausgelobten Designwettbewerb, in dessen Mittelpunkt die Inszenierung des 300 Meter langen Fußwegs vom Bahnhof Zollverein-Nord zum UNESCO-Welterbe Zollverein als Designallee stand. 

Die Gestalterin und der Gestalter entwarfen die jeweils zwei Meter hohen, 3,6 Meter langen und 100 Kilogramm schweren Vögel. Sie wurden aus Kunststoff in Handarbeit von Ulrich Wiedemann in Lindau am Bodensee gefertigt.

Kanarienvögel wurden im Bergbau einst als Frühwarnsystem eingesetzt, da sie
sehr empfindlich auf Gase wie Kohlenmonoxid reagieren. In Erinnerung an die überlebenswichtige Zusammenarbeit zwischen Tier und Mensch lassen sich acht übergroße, leuchtend gelbe Kanarienvögel auf dem nördlichen Teil des Zollverein-Geländes entdecken. 

Die Kanarienvögel wurden im März 2010, als Essen und das Ruhrgebiet Europäische Kulturhauptstadt waren, als Wegweiser auf Zollverein installiert. Besucherinnen und Besucher finden seitdem so vom Bahnhof Zollverein-Nord auf das Zechengelände.

Hex, Asteroid PF751ZH (2016)
In front of the administration building of the Zollverein Foundation, sunlight makes the 590-kilo "Asteroid PF751ZH" shine. The two-metre high and three-metre wide sculpture by steel sculptor HEX has been located there since 2019. It is part of a series of asteroid sculptures by the artist and was created in 2016. The sculptor specialises in stainless and Corten steel, but also works with iron, marble and stone. This choice of material is linked to the artist’s desire to preserve his works from transience and preserve them for posterity. When working with steel, it is particularly important for HEX to go beyond its limitations as an industrial material. That is why he uses free forms for his asteroid sculptures and completely dispenses with industrial reproducibility. HEX sees steel as a natural material.

All of the artist's sculptures are created in his workshop in the Hallertau region of Bavaria. He has been a member of the Royal British Society of Sculptors since 2011 and his works can now be found all over the world.

Hex, Asteroid PF751ZH (2016)
Die Sonne bringt den 590 Kilo schweren „Asteroid PF751ZH“ vor dem Verwaltungsgebäude der Stiftung Zollverein zum Glänzen. Seit 2019 liegt dort die zwei Meter hohe und drei Meter breite Skulptur des Stahlbildhauers HEX. Die Skulptur gehört zu einer Reihe von Asteroid-Skulpturen des Künstlers und entstand 2016.
Der Bildhauer ist spezialisiert auf Edel- und Cortenstahl, arbeitet aber auch mit Eisen, Marmor und Stein. Die Wahl des Werkstoffs hängt mit dem Wunsch zusammen, seine Werke der Vergänglichkeit zu entziehen und sie somit für die Nachwelt erhalten zu können. 
Bei der Arbeit mit Stahl ist es HEX besonders wichtig, über seine Limitierung als Industriematerial hinauszugehen. Deshalb benutzt er für seine Asteroid-Skulpturen Freiformen, die auf eine industrielle Reproduzierbarkeit völlig verzichten. HEX begreift Stahl dabei als natürliches Material. 

Alle Skulpturen des Künstlers entstehen in seiner Werkstatt in der Hallertau in Bayern. Seit 2011 ist er Mitglied der Royal British Society of Sculptors und seine Werke stehen heute auf der ganzen Welt.

PACT
Since it was founded in 2002, PACT Zollverein has been an initiator, catalyst and venue for seminal developments in the fields of dance, performance, theatre, media and visual art. Under the roof of the former Pithead Bath at the Zollverein Coal Mine here at Shaft 1/2/8, PACT has created a space for movement and exchange between actions, experience and theoretical discourse.
In four key areas of activity, PACT carries out a regional, national and international social and cultural mandate which contributes to the standing and appreciation of dance and performance as independent art forms:
In its residency programme, PACT operates as an artists’ centre offering space for concentrated working processes. As a platform, the venue initiates exchanges between artists, academics and students from diverse disciplines and promotes critical dialogue and reflection on artistic methodologies and findings.
Its third main focus is on presenting an innovative and high calibre stage programme featuring premieres, co-productions and guest performances. The fourth and last focus point is represented by projects concerning topics and research of urban living, the role and impact of urban space on communities and the development of collective models and approaches to shaping urban society.

PACT
Seit seiner Gründung 2002 ist PACT Zollverein Initiator, Motor und Bühne für weg­weisende Entwicklungen in den Bereichen Tanz, Performance, Theater, Medien und Bildende Kunst. Unter dem Dach der ehemaligen Waschkaue hier auf Schacht 1/2/8 finden Bewegung und Austausch zwischen Aktion, Erfahrung und theoretischer Auseinandersetzung statt.
In vier Arbeitsschwerpunkten kommt PACT einem sowohl regionalen als auch nationalen und internationalen Gesellschafts- und Kulturauftrag nach, der zur Verortung und Wertschätzung von Tanz und Performance als eigenständige Kunstformen beiträgt:
Als Künstlerhaus schafft PACT einen Raum für konzentrierte Arbeitsprozesse und initiiert als Plattform einen Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden verschiedener Disziplinen und fördert die kritische Befragung ihrer Methoden und Resultate. 
Ein dritter Schwerpunkt liegt auf einem Bühnenprogramm bestehend aus Uraufführungen, Koproduktionen und Gastspielen. Den vierten und letzten Schwerpunkt bilden Projekte die das Themen- und Recherchefeld des Stadtraums in den Blick nehmen und dabei die Funktion und Wirkung des städtischen Raumes befragen und Konzepte entwerfen, um Stadtgesellschaft gemeinsam zu gestalten.

Maria Nordman, LA PRIMAVERA (1998 – 2002)
The light that awakens nature from hibernation in spring plays an important role in Maria Nordman's art. Her work "LA PRIMAVERA" (engl. "Spring") in the tower passage of the former Boiler Ash Bunker is a place of art that offers visitors an intense experience of themselves.

The open space around the Boiler Ash Bunker is part of the work:  Three-time "documenta"- participant Maria Nordman is interested in cycles, rituals and gardens. The ginkgo and sequoia trees, from which coal was formed in prehistoric times, as well as the Nordmann fir are part of the work.

In the vestibule of the installation, visitors will therefore find items such as blankets, chairs and a table that they can use for a picnic in the garden of "LA PRIMAVERA".

Inside the artwork, which is entered one at a time, light penetrates only through a small gap. Alone in space and time, depending on weather conditions and the position of the sun, you find yourself in a place that is always extraordinary, but in a different way each time:
It is a space that only becomes a work of art the moment that a visitor enters it and allows themselves to be absorbed by silence and seclusion.

Maria Nordman, LA PRIMAVERA (1998 – 2002)
Es ist das Licht, das im Frühling die Natur aus dem Winterschlaf aufweckt und für Maria Nordmans Kunst eine wichtige Rolle spielt. Ihr Werk „LA PRIMAVERA“ (dt. „der Frühling“) in der Turmdurchfahrt des ehemaligen Kesselaschebunkers ist ein Kunst-Ort, der intensive
Selbsterfahrung bietet.

Die Freifläche um den Kesselaschebunker herum ist Teil des Werks: Die dreimalige „documenta“-Teilnehmerin Maria Nordman interessiert sich für Kreisläufe, Rituale und Gärten. Die Ginkgo- und Mammutbäume, aus denen zu Urzeiten die Kohle entstand, sind ebenso Teil des Werks wie die Nordmanntanne. 

Im Vorraum der Installation finden Besucherinnen und Besucher daher Utensilien wie Decken, Stühle und einen Tisch, die sie für ein gemeinsames Picknick im Garten von „LA PRIMAVERA“ nutzen können.

Im Inneren des Kunstwerks, das einzeln betreten wird, dringt Licht nur durch einen kleinen Spalt herein. Allein in Raum und Zeit, findet man sich, je nach Witterung und Sonnenstand, an einem jedes Mal auf andere Weise außergewöhnlichen Ort wieder: In einem Raum, der erst in dem Moment zum Kunstwerk wird, in dem die Besucherinnen und Besucher ihn betreten und sich auf die Stille und Abgeschiedenheit einlassen.

6.3.2 Ulrich Rückriem, Finnish Granite, light grey, split (1993)

6.3.2 Ulrich Rückriem, Finnischer Granit, hellgrau, gespalten (1993)

Art Audiowalk at Zollverein

25 ECHOES

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The Echoes

1. Entrance Coal Mine / Main Courtyard

2. Ansgar Nierhoff

3. Concrete Art

4. Alf Lechner

5. Werner-Müller-Square

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